Goodbye Gaski, Goodbye mein Freund
Eigentlich hatte ich immer gedacht, dass wir ihn mal irgendwann friedlich eingeschlafen unter einem blühenden Baum auf seiner Koppel finden.
Doch oft kommt es anders und wir mussten eine Entscheidung treffen. Man zögert es heraus, so gut es geht und ganz im inneren weiß man aber, dass es Zeit wird.
Unser Hof-Urgestein Gaski, gebürtiger Franzose, hat 1995 mit seinem Einzug bei uns, die Islandpferde nach Illsitz gebracht.
Gaski hat unsere komplette Reise bis zum heutigen Tag miterlebt. Für die eigentlich irre Entscheidung von Johanna, zwei Islandpferde aus Frankreich zu kaufen und sie 12 Stunden hierher zu fahren, konnte er nichts. Aber er ist brav eingestiegen und hat in Illsitz sein „Für immer Zuhause“ gefunden.
Den Beginn im Obstgarten mit Offenstall hat er miterlebt, den Umzug auf den „neuen Hof“ mit Ruinen-Charme optimistisch vollzogen. Er fand es immer mega spannend, allen Bauprojekten von Jörg und später Manuel über die Schulter zu sehen, gab es doch damit alle paar Monate neue Plätze, Paddocks, Offenställe, Koppeln usw. zu erkunden.
Gaski war immer unsere coole Bauabnahme – er fand jede Lücke, wies auf Fehler hin und testete sehr zuverlässig im Erstbezug Stabilität und Hütesicherheit.
Beim durchschauen der Bilder stellt sich die Frage, wie man 30 Jahre in Worte fassen kann? Ich möchte es dennoch versuchen…
Jeder Besucher des Hofes hat irgendwann Gaski kennen gelernt. Unsere rudimentären Versuche ein Jungpferd anzureiten hat er überlebt und das Beste draus gemacht, auch wenn daraus eine gewisse Desensibilisierung auf Reiterhilfen erfolgt ist. Er war dank dieser etwas stoischen Art für uns die Stütze der ganzen Reitschule und intensiv in der Reittherapie im Einsatz.
Er war die Lebensversicherung für die ganz Kleinen und der Lehrmeister in Sachen Durchsetzung für die Großen.
Mich hat er durch den kompletten Trainer C begleitet und gleich noch 2 weitere Traineranwärter des Kurses durch die Signalreiten-Prüfung getragen. Seine Routine hat er auch in vielen Abzeichenkursen am Hof bewiesen.
Bis zum stolzen Alter von 29 Jahren ist er auf jedem Hestadagar des Hofes zu sehen gewesen. Damit hat er tatsächlich 3 Generationen unserer Familie mit unvergesslichen Turnier-Erlebnissen versorgt, zum Herzenspferd war er schon lange davor aufgestiegen.
Ausflüge ins Gelände waren für ihn immer das Highlight, besonders die Sonntagsausflüge mit Helli und Ulrike haben gefallen, da mit ihm rund um Illsitz spannende Erkundungstouren, der nur zu Pferd zu ereichenden Orte unternommen wurden, und so etwas war immer nach Gaskis Geschmack.
Seinen Schelm hat er immer durchblitzen lassen, denn auch Lebensversicherungen wollen mal Spaß haben! Der ein oder andere erinnert sich sicherlich noch an die berühmten eigenen Wege von Gaski durch die einzige Heckenansammlung auf dem Feld, nur damit er sie Sattelfestigkeit seines Reiters im Galopp testen kann.
Auch das Kunststück, aus jeder Gangart plötzlich Stoppen zu können, um Gras zu fressen, hat den ein oder anderen definitiv Knieschluss und Obacht gelehrt.
Der obligatorische plötzliche Schritt-Galopp-Übergang in der letzten Minute der Reitstunde, weil der Reiter gedanklich schon im Nach-Hause-Gehen war, hat definitiv zur Erziehung seiner Menschen beigetragen. Und so ziehen sich die Geschichten in 25 Jahren Reitschule wahrscheinlich noch ewig, jeder wird mit einem Schmunzeln ein Erlebnis mit ihm für sich bewahren.
In den letzten 3-4 Jahren wurde es deutlich ruhiger mit ihm, aber um ihn herum gab es genug Trubel. Die ganz kleinen 2-Beiner haben sich um ihn gekümmert. Fast jeden Tag war ein anderer kleiner Zwerg da, zum Streicheln, Füttern, Putzen, Kuscheln, einfach mal Hallo sagen und wenn Zeit und Beine vom „Gaski-Mammut“ es zuließen auch einfach mal zum Wandern durch Wald und Wiese.
Seinen 30.Geburtstag im letzten Jahr haben wir mit einer tollen Party gefeiert, seitdem hatte er dezent Narrenfreiheit. In Illsitz hat sich immer mal jemand über ein freilaufendes braunes Pferd gewundert. Was soll man sagen, auf den Padddockwegen war es zu langweilig und im Dorf war das Gras besser. Ob ein Besuch bei der Wohngruppe, im Unterdorf oder einfach mitten auf dem Dorfplatz. Gaski nahm es mit seiner gewohnten Gelassenheit, ließ sich auch brav von jedem zurückbringen oder stand spätestens 16.30 Uhr selbst am Hoftor und verlangte Einlass.
Das werden wir vermissen… den Anblick von einem struweligen Pony mit diversen Frisuren zu unterschiedlichsten Jahreszeiten. Gaski, der es geschafft hat, einfach mal in die Futterkammer einzubrechen. Gausel-Zausel, der uns aus irgendeinem Vorgarten entgegenschaut… machs gut mein Freund, du hast hier ganz viel geprägt und es war wahnsinnig schwer, jetzt loszulassen. Gute Reise, wir haben die Tore für dich offen gelassen…











